Mit Fesselhain entfalten sich erstmals vollständig die Bildgewaltigkeit, die archaische Sprache, die Inspirationen welche sich durch Voges Arbeit mehr oder weniger durchziehen.
Fesselhain
Inspiriert von der gleichnamigen Geschichte aus Tacitus‘ Germania, in welcher beschrieben wird, wie die „Semnonen“ den Ursprung ihres Stammes feiern, erzählt Voges eine archaische Geschichte von Hingabe, Heldentum, Opferbereitschaft, von Evolution, von Gemeinschaft und kraftvollen mythischen Bindungsritualen.
„Als die ältesten und vornehmsten Sueben betrachten sich die Semnonen. Den Glauben an ihr hohes Alter bestätigt ein reliöser Brauch. Zu bestimmter Zeit treffen sich sämtliche Stämme desselben Geblüts, durch Abgesandte vertreten, in einem Haine, der durch die von den Vätern geschauten Vorzeichen und durch uralte Scheu geheiligt ist. Dort leiten sie mit öffentlichem Menschenopfer die schauderhafte Feier ihres rohen Brauches ein. Dem Hain wird auch sonst Verehrung bezeigt: niemand betritt ihn, er sei denn gefesselt, um seine Unterwürfigkeit und die Macht der Gottheit zu bekunden. Fällt jemand hin, so darf er sich nicht aufheben lassen oder selbst aufstehen; auf dem Boden wälzt er sich hinaus. Insgesamt gründet sich der Kultbrauch auf den Glauben, daß von dort der Stamm sich herleite, dort die allbeherrschende Gottheit wohne, der alles andere unterworfen, gehorsam sei.“
aus Tacitus Germania
„Was die äußere Gewaltätigkeit der Opferhandlung aufdeckte, war die innere Gewaltätigkeit des Seins, gesehen im Licht des ausströmenden Blutes und der hervorquellenden Organe. Es ist überhaupt das Wesen des Opfers, Leben und Tod in Übereinstimmung zu bringen: dem Tod verleiht es den Aspekt aufquellenden Lebens, dem Leben die Schwere, den Taumel und das Offenwerden gegenüber dem Tod.
Es ist das Leben, vermischt mit dem Tod, aber im selben Augenblick ist der Tod in ihm ein Zeichen des Lebens, Öffnung ins Unbegrenzte.“
Georges Bataille
„Nicht hält die Ausschweifung zurück … Um seine Wünsche wahrhaft auszuweiten und zu vervielfältigen, muß man ihr Grenzen auferlegen wollen.“
Marquis de Sade
„Aber nachdem einmal dem Phantastischem und der Weitschweifigkeit Rechnung getragen war, was die Obsessionen mildert, überschneidet sich alles, Erlebtes oder Geträumtes, alles erweist sich als gemeinhin geteilt in dem Universum desselben Wahnsinns – und wenn man es fertigbringt, diesem Universum ins Angesicht zu sehen, dann ist alles – Greuel und Wunderbares, Träume und Schäume, Beschwörung und Erlösung.“
Pauline Reage
“ Weißt du, wie man bitten muß,
weißt du, wie man opfern muß,
weißt du, wie man senden muß,
weißt du wie man schlachten muß?“
Germanischer magischer Opferspruch
„Fesselhain – eine Einweihungsgeschichte – eine Geschichte des Wandels.
Menschliche Evolutionsgeschichte in surrealen Bildern zur Hingabe. Hingabe als Auslieferung, Opferung, Auflösung, Grenzenlosigkeit, als der Moment, der für jede Überwindung, für jeden Wandel nötig ist. Hingabe – wenn man sich an etwas ausliefert, ohne die Sicherheit, genau zu wissen, was mit einem geschehen wird. Wenn man sich keine Schranken auferlegt oder sich auferlegter Schranken ergibt – Vertrauen hat in die Situation, die ein anderer gibt. Fesselhain soll einen Weg dorthin beschreiben.“
Bühne/ Objekte: Christoph Simons
Kostüme: Daniel Blauenstein
Musik: Wolfgang Kreuzer
Stimmkomposition: Renata Soskey
Licht: Peter Junghans, Philip Gassmann
Assistenz: Claudia Weiss
Inszenierung/ Choreographie: Bonger Voges
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Inszenierung: Bonger Voges
Choreographie: Bonger Voges und Daniel Blauenstein
Videoproduktion und Kamera: Albert Frische
mit freundlicher Unterstützung von actors & arts, München