VOM RONDELL ZUM BELLE ALLIANCE ZUM MEHRINGPLATZ

RONDELL – BELLE ALLIANCE PLATZ – MEHRINGPLATZ

Ausschnitte der Ausstellung. Mehr Infos s.u.

Die Ausstellung wurde erstellt von Kunstwelt e.V. Berlin in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg und dem Kreuzberg Museum Berlin, gesponsort von: Kreuzberg Museum, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (soziale Stadt), MKPI, Berlin und Kunstwelt.e.V. Berlin.

Von 2008 bis Januar 2017 präsentierte Kunstwelt e.V. Berlin die Ausstellung Anwohnern, Interessierten und Touristen vor Ort in seinen Ausstellungsräumen in der Friedrichstraße 246 später in der Friedrichstraße 4.

RONDELL – BELLE ALLIANCE PLATZ – MEHRINGPLATZ

Beschreibt 300 Jahre europäische Geschichte am Beispiel eines Berliner Platzes. Die Ausstellung erzählt mit vielen Bildern aus dem Landesarchiv Berlin und privaten Sammlern die politische, soziale und stadtplanerische Geschichte und Entwicklung der südlichen Friedrichstadt. Besondere Betonung findet das Schicksal der lokalen Bevölkerung sowie die Geschichte der verschiedenen Flüchtlingsbewegungen.

Die Ausstellung besteht z.Z. aus 30 x doppelseitig bedruckten Tafeln, (deutschsprachige Version und englischsprachige Version). Farbe: 4C , Maße ca. 60 x 100.

Die Ausstellung wird ergänzt durch weitere Tafeln und Exponate wie, z.B.: Originalteile der historischen Parkgestaltung (Pflastersteine, Fragment einer der 4 verschollenen Skulpturen, schmiedeeiserne Arbeiten), Zeittafel, historische Stadtpläne u. A.

Sie basiert auf Arbeiten der „Geschichtswerkstatt Mehringplatz“ aus dem Jahre 1986 in Zusammenarbeit mit dem „Kunstamt Kreuzberg“ und dem Jugend- und Kulturzentrum „Antenne“. 2007 überarbeitet und erweitert von Kunstwelt e.V. Berlin.

Herausgeber: Kunstwelt e.V. Berlin in Zusammenarbeit mit dem Verein zur Erforschung und Darstellung der Geschichte Kreuzberg e.V. Berlin. Leitung: Bonger Voges Texte und Recherche: Karin Langer, Gudrun Krieg (1986) Überarbeitung: Tobias Schmidt, Ariane Novel, Magda Albrecht, Christiane Trenka, Jana Brambach, Andrea Richter, Inez Schweichler Englische Übersetzung: Darius Ossami, Andrea Richter, Gregor Stiebert, Inez Schweichler Lektorat Englisch: Andrew Carter Redaktion: Martin Düspohl, Bonger Voges Bildrecherche: Gabriele Faber, Ken Frege, Michael Zeidler, Karolin Korthase Bildbearbeitung: Markus Schwill Grafikdesign: Ariadne & Wolf GmbH Grafik: Markus Schwill, Christiane Trenka Bildquellen: Bezirksmuseum Friedrichshain-Kreuzberg, Landesarchiv Berlin, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz Druck, Produktion, Ausstellungstechnik: MKPI Marketing AG, Berlin

Die Ausstellung wurde finanziert aus Mitteln des Programms „Soziale Stadt“/ Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Berlin mit freundlicher Unterstützung von Quick Trade GmbH und MKPI Marketing AG, Berlin.

© Berlin 1986 Kunstamt Kreuzberg, Berlin © Berlin 2007 KUNSTWELT BERLIN

Kunstwelt e.V. Berlin. Friedrichstraße 1, 10969 Berlin, www.kunstwelt-berlin.de

PRESSESTIMMEN

Sieges-Symbole zerstört?

Das Rätsel um die vier verschwundenen Skulpturen rund um die Friedenssäule auf dem Kreuzberger Mehringplatz scheint gelöst. Seit Wochen ist der Konzeptkünstler Bonger Voges auf der Suche nach den Standbildern, die seit einer Bombennacht am 3. Februar 1945 spurlos verschwunden sind. Jetzt meldete sich das Kreuzberg Museum in der Adalbertstraße mit einem Hinweis: In archivierten Akten des Bezirksamtes aus dem Jahre 1952 sei vermerkt, dass die Skulpturen „vollkommen zerstört“ und „nicht mehr vorhanden“ seien.

Voges will trotzdem nicht aufgeben. Er nehme die Hinweise des Museums zwar zur Kenntnis, aber es sei dennoch durchaus möglich, dass die Figurengruppen „überlebt“ haben und sich in irgendeinem Depot oder Lapidarium befinden: „Wir werden die Suche nicht gänzlich abbrechen und sind für jeden weiteren Tipp dankbar.“ Bei den verschwundenen Steinbildern handelt es sich um Arbeiten der Bildhauer A. Fischer und J. Franz, die im Jahr 1875 rund um die 19 Meter hohe Friedenssäule aufgestellt wurden. Die Säule erinnert an die Befreiungskriege von 1813 bis 1815. Die Figurengruppen wiederum symbolisieren die beteiligten Siegermächte Preußen, England, Niederlande und das Königshaus Hannover. Wie berichtet, hat Bonger Voges ein Konzept zur Neugestaltung des Mehringplatzes entwickelt – unterstützt von der Bürgerinitiative „Orakel von Berlin“, die sich der Restaurierung des ehemaligen „Belle-Alliance-Platzes“ verschrieben hat und inzwischen mehr als 50 Mitglieder zählt. Voges ist der Vorsitzende. Erste Instandsetzungsarbeiten der auffälligen Randbebauung – entworfen von dem ehemaligen Senatsbaudirektor Werner Düttmann und dem berühmten Architekten Hans Scharoun – wurden bereits begonnen. Etliche Fassaden sind bereits renoviert, jetzt sollen die inzwischen verwilderten Grünanlagen neu geordnet werden. Wer sich über die Pläne genauer informieren will, hat dazu in einer Dauerausstellung in der Friedrichstraße 246 Gelegenheit. Dort ist man auch über jeden Hinweis über den Verbleib der verschwundenen Skulpturen dankbar. Hinweise werden auch unter der Telefonnummer … entgegengenommen.

Berliner Morgenpost Montag, Uwe Dannenbaum 13. März 2000

Das Orakel von Berlin auf Spurensuche

Ein Rätsel, das seit 55 Jahren ungelöst ist. Wo sind die vier Skulpturen geblieben, die bis Kriegsende um die Friedenssäule auf dem Kreuzberger Mehringplatz standen? Eine Bürgerinitiative hat es sich jetzt zur Aufgabe gemacht, die verschwundenen Standbilder aufzuspüren. Ebenso zwei verloren gegangene Figurengruppen, die zur Halleschen-Tor-Brücke gehören. Überdies setzen sich die etwa 50 Mitglieder für eine radikale Neugestaltung des Platzes ein- einen der wichtigsten Schnittpunkte in der Berliner Stadtlandschaft.

Die Geschichte des historischen Areals am oberen Ende der Friedrichstraße recht weit zurück. 1734 wurden in Berlin drei Plätze angelegt – das Achteck (Leipziger Platz), das Karee (Pariser Platz und das Rondell, der heutige Mehringplatz. Bis 1947 trug er den stolzen Namen Belle-Alliance-Platz, ehe er nach dem Publizisten und Historiker Franz Mehring umbenannt wurde. Die Platzmitte ziert eine Friedenssäule – in Erinnerung an die Befreiungskriege (1813-1815). Um die Säule standen vier Skulpturen, die 1875 aufgestellt wurden – Arbeiten der Bildhauer A. Fischer und J. Franz. Die symbolträchtigen Figuren standen für die beteiligten Siegermächte – Preußen, England, Niederlande und das Könighaus Hannover. In den letzten Kriegstagen 1945 bot der Platz ein Bild der Verwüstung. In der Mitte wurden Leichen aufgebahrt – Opfer der schrecklichen Bombennächte. Die Überlebenden wohnten in Häusern ohne Dächer und Außenwände oder in den Kellern auf engstem Raum. Nur zögernd begannen die Aufräumungsarbeiten. In diesem verheerenden Chaos ging ein Großteil der schmückenden, prächtigen Bauelemente verloren. Nicht nur die vier Skulpturen um die Friedenssäule, sondern auch die Figurengruppe der nahe gelegenen Halleschen-Tor-Brücke – Werke der Bildhauer Otto Geyer und Julius Moser. Zwei der Brückenfiguren konnten 1986 – mit Hilfe der Berliner Morgenpost – wieder aufgespürt werden. Sie stehen heute an alter Stelle. Jetzt setzt sich die Bürgerinitiative „Orakel von Berlin“, vom Senat und Bezirksamt unterstützt, für eine Neugestaltung des Platzes ein. Der ungewöhnliche Name der Vereinigung soll bewusst eine symbolische Anspielung auf das Rondell und die Problematik des Platzes sein. Wer mehr darüber wissen will: Die rührige Vereinigung präsentiert sich mit einer Dauerausstellung in der Friedrichstraße 246. Der Vorstandsvorsitzende Bonger Voges plädiert vor allem für eine „durchgehende begehbare Sichtachse vom Halleschen Tor bis in die Friedrichstraße“. Voges: „Diese Achse wird zur Zeit durch einen nachträglich aufgepfropften Betonriegel an der Halleschen-Tor-Brücke und durch mehrere aufgestellte Glascontainer in der Friedrichstraße regelrecht blockiert.“ Überdies fordert die Initiative, die „verwilderten Grünanlagen zu ordnen und eine neue Farbgestaltung der Ringgebäude“, die von keinem Geringeren als von Hans Scharoun entworfen wurden. Ebenso soll nach den verschwundenen Skulpturen gefahndet werden – in Magazinen, Parkanlagen oder Depots. Hinweise werden unter der Telefonnummer 252 94 666 entgegengenommen.

Berliner Zeitung Mittwoch, 30. August 2000 Andreas Kopietz

Auf der Suche nach den Siegermächten

Künstler Bonger Voges forscht nach den vier verschwundenen Standbildern vom Mehringplatz.

Ein Künstler ist auf der Suche nach den Standbildern vom Mehringplatz. Bis vor Kriegsende war die Friedenssäule von vier Skulpturengruppen umgeben. Doch obwohl zwei Figuren den Krieg überstanden hatten, sind auch sie verschwunden. Laut einer Denkmalliste von 1952, die sich im Kreuzberg-Museum befindet, wurden die Figuren in der Bombennacht am 3. Februar 1945 zerstört. Das scheint nicht zu stimmen. Der Konzeptkünstler Bonger Voges, der an der Umgestaltung des Mehringplatzes zum „Orakel von Berlin“ arbeitet, hat mit seinem Verein „Orakel von Berlin“ nachgeforscht und herausgefunden: „Die Skulpturen wurden nicht vollkommen zerstört, sie waren zum Teil noch vorhanden.“ Das beweist auch das Foto aus dem Jahr 1947. Im Kreuzberg-Museum fand der Verein außerdem eine zweite Liste aus dem Jahr 1947. Demnach waren in dem Jahr “ 2 Gruppen stark beschädigt“ und „2 Gruppen nicht mehr auffindbar“. Bonger Voges, der den Mehringplatz zu einem großen Straßenorakel nach chinesischem Vorbild umgestalten will, möchte durch die Wiederaufstellung der Figuren dem Platz wenigstens einen Teil seiner historischen Bedeutung wiedergeben. Die Friedenssäule, die noch heute auf dem Mehringplatz steht, bildet mit den Skulpturen eigentlich ein Ensemble: Sie erinnert an die Befreiungskriege von 1813 bis 1815 und die vier verschwundenen Figuren – zwischen 1872 und 1875 von den Bildhauern H. Walger und J. Franz geschaffen – symbolisierten die Siegermächte Preußen, Hannover, England und Niederlande. Matin Düspohl, Leiter des Kreuzberg-Museums, befürchtet, dass die Plastiken nicht mehr existieren. Bonger Voges dagegen vermutet, dass sie vor der Umgestaltung des Platzes abmontiert worden sind: „Vielleicht stehen sie ja noch in irgendwelchen Lagern oder bei irgendjemand im Garten.“ Wolfgang Liebenhenschel, der bis zu seiner Pensionierung das Kreuzberger Hochbauamt leitete, ist wie Voges, am Verbleib der Skulpturen interessiert. Vor ein paar Jahren fand er zwei verschollen geglaubte Standbilder, die am Halleschen Tor, dem Eingang zum Mehringplatz, gestanden hatten. Sie sind inzwischen an ihren Standort zurückgekehrt. Liebenhenschel entdeckte auch Marmorsäulen der früheren Hochbahnarkaden wieder – sie lagen bei einem Kreuzberger Steinmetz, der gerade im Begriff war, daraus Grabsteine zu meißeln. Der frühere Amtsleiter sieht eine letzte Möglichkeit, wo man noch suchen könnte: im Märkischen Museum in Mitte. In dessen Keller, sagt er, lagerten etliche Skulpturen von Brücken, Häusern und öffentlichen Plätzen, die bis zum Krieg zum Stadtbild gehört hatten.

Berliner Zeitung Mittwoch, 12. April 2000 Andreas Kopietz

Sonnengöttin statt Germanenkrieger. Was meinen Sie?

Hier beginnt eine der berühmtesten Straßen Berlins. Der Start der Friedrichstraße will aber nicht zu ihrem Image passen. Grünflächen sind ungepflegt, Müll liegt herum, triste 70-er Jahre-Bauten sind mit Graffiti beschmiert: Der Mehringplatz ist kein Ort, an dem man gerne verweilt. Das soll sich ändern.

Er hieß noch Belle-Alliance-Platz, als er beim amerikanischen Bombenangriff am 3. Februar 1945 vollkommen zerstört wurde. Nur die 19 Meter hohe Friedensäule mit Victoria trotzte den Bomben, steht noch heute. Die Säule war 1843 in Erinnerung an die Befreiungskriege gegen den Franzosenkaiser Napoleon errichtet worden. Ebenso wie vier Skulpturen als Symbol der Siegermächte Preußen (Adler), Hannover (Pferd), England (Jaguar) und Niederlande (Löwe). Im Gegensatz zur Säule sind die Standbilder aber seit dieser Bomben-Nacht spurlos verschwunden und völlig in Vergessenheit geraten.

Jetzt erarbeitete der Konzeptkünstler Bonger Voges einen Plan, um den Platz neu zu gestalten. Sein Konzept, das bis zum nächsten Jahr verwirklicht werden soll, sieht vor, historische Elemente mit moderner Kunst zu verbinden. Unter dem Motto „Das Orakel von Berlin – Tor zur Friedrichstraße“. Dazu sucht Bonger Voges nach den vier verschollenen Skulpturen, um sie wieder an ihrem historischen Standort aufzustellen. Wenn Sie etwas über diese Skulpturen wissen, melden Sie sich bei der BZ.

BZ Freitag, 10. März 2000 Maxi Merkel